Die Aero Friedrichshafen ist in Europa die Luftfahrtmesse schlechthin, wenn’s um kleine Flugzeuge geht. Alle namhaften Hersteller präsentieren in den Hallen der Messe Friedrichshafen ihre neuesten Modelle und auch die Zulieferer und Hersteller von Instrumenten, Cockpitzubehör und vielem mehr sind in grosser Zahl vertreten: Cessna, Piper, Cirrus, Diamond, Extra, Garmin, Jeppesen und viele mehr.
Verständlich, dass viele Piloten per Flugzeug hinreisen möchten, befindet sich doch die Messe gleich auf dem Flughafengelände. Im Minutentakt landen dann einmal im Jahr während ein paar Tagen parallel auf der Hartbelags- und der Graspiste Kleinflugzeuge in allen Grössen, Farben und Formen. Verständlich, dass so etwas gut organisiert sein muss: Wer hinfliegen will, braucht einen sogenannten Slot, ein Zeitfenster, in welchem man ankommen muss, damit die Landung gestattet ist. Die Slots sind sehr beliebt und in der Regel innert weniger Stunden ausgebucht.
Umso überraschter war ich, als ich am Mittwochmorgen, 20. April, ins Slot-System reinschaute und da doch tatsächlich für den Donnerstag ein Slot mit Ankunftszeit zwischen 0900 und 0920 Uhr LT (Lokalzeit) frei war. Als Bestandteil einer Intensivwoche mit Etienne hatten wir am Donnerstag bereits den ganzen Tag eine Cessna C152 reserviert. Es erübrigt sich wohl, dass Etienne als angehender Privatpilot begeistert war von der Idee, einen der Ausbildungsflüge nach Friedrichshafen zu machen und sich uns dort die Messe anzuschauen.
Nachdem der Slot organisiert war, brauchten wir noch eine Zollerklärung sowie einen Flugplan, da es sich um einen grenzüberschreitenden Flug handelte. Die Zollerklärung kann für Flüge ab dem Flugplatz Wangen-Lachen online abgegeben werden. Die Polizei macht dann von Zeit zu Zeit Stichkontrollen um sicherzustellen, dass alle Vorschriften eingehalten werden. Den Flugplan haben wir über skybriefing.com aufgegeben: Das ganze ist sowieso Bestandteil der Privatpilotenausbildung.
Die Polizei erschien diesmal nicht und so setzten wir uns in’s Flugzeug und starteten pünktlich um 0820 Uhr in Richtung Friedrichshafen. Der Flug führte uns durch die Kontrollzone (CTR) Dübendorf zum Drehfunkfeuer “Zürich East” (VOR ZUE) und via Konstanz zum Meldepunkt “November” nordwestlich des Flughafens. Als wir uns dem Meldepunkt näherten, galt es den “Lookout” zu verstärken: Wir überwachten den Luftraum um uns herum intensiv und entdeckten tatsächlich mehrere Flugzeuge, die ebenfalls zur Aero flogen. Noch vor Erreichen des Meldepunktes “November” stellten wir sicher, dass wir genügend Abstand zu den anderen Flugzeugen hatten und so wurde uns, als wir dort ankamen, auch gleich die Erlaubnis erteilt, zum Queranflug der Piste 24 zu fliegen.

Ein glücklicher Etienne nach der Ankunft in Friedrichshafen EDNY. Um 0920 Uhr und damit eher früh angekommen, ist die Parkfläche noch halb leer.
Wir bekamen dann auch gleich schon die Landeerlaubnis und flogen parallel zu einem Flugzeug, welches auf der Hartbelagspiste landete, auf die Graspiste “RWY 24 Grass” an. Nach einer ereignislosen Landung wartete bereits der Marshaller auf seinem Quad auf uns und wies uns einen Parkplatz zu. Schnell alles eingepackt, was wir benötigten, und schon waren wir auf dem Bus zur Messe. Nachdem wir die Landegebühren bezahlt und die Tickets erhalten hatten startete das Erlebnis “Aero Friedrichshafen”. (Vielen Dank an den “aerokurier” bzw. die “Flug Revue” und an die unbekannten Herren in der Schlange neben uns, die uns den Eintritt gesponsert haben!)
Über den Messebesuch könnte ich wohl noch viele Zeilen schreiben, ich möchte mich aber auf ein paar Highlights beschränken und die Bilder in der Galerie unten für sich sprechen lassen. Draussen gefielen mir vor allem der Cessna/Beechcraft-Stand mit den Skylane und Skyhawk sowie dem King Air, für mich nach wie vor eines der eindrücklichsten Flugzeuge überhaupt, sowie der Sikorsky CH-53 der Bundeswehr: ein Riesenhelikopter.
In den Hallen schauten wir uns vor allem die vierplätzigen Single Engine Piston Flugzeuge genauer an: Cessna, Piper, Cirrus, Diamond, Robin etc. Altbewährte Flugzeuge mit vielfachen Verbesserungen und Modifikationen. Für mich auffällig war die grosse Anzahl mit Rotax motorisierter Tandemzweiplätzer ähnlich der Blackshape Prime: Ein echtes “Spielzeug für Männer”, mit etwas Jet-Feeling und ordentlich Speed, alles bei einem enorm geringen Verbrauch. Meiner Meinung nach hat dieses Konzept grosses Potenzial und ich bin gespannt, wie viele dieser Flugzeuge wir in Zukunft am Schweizer Himmel sehen werden! Und zuletzt waren natürlich auch die vielen Hersteller von Pilotenzubehör spannend. Von Kartenmaterial über Headsets und Pilotentaschen zu Fliegerkombis: Alles, was das Pilotenherz begehrt!

Etwas für Nostalgiker, diese WACO YMF-7: Sie wird in den USA produziert und lässt sich auf vielfältige Weise individualisieren.
Gegen 1500 Uhr machten wir uns dann bereit für den Rückweg. Das Wetter war immer noch traumhaft und würde auch noch bis zum Abend so bleiben. Nachdem wir sehr unkompliziert und zügig die Starterlaubnis erhalten hatten, flogen wir via Meldepunkt “November” wieder in Richtung Konstanz und von da via Wil und Rickenpass zurück nach Wangen-Lachen. Dabei nutzten wir das herrliche Wetter für etwas Training: Eine Notlandeübung, Steilkurven und Anflüge ohne Motorleistung, sogenannte “Power Idle Approaches”.
Der Flug nach Friedrichshafen und der Besuch der Aero sind definitiv ein Highlight für jeden Piloten. Das Ganze ist äusserst unkompliziert geregelt, wer einen Slot hat, kann bei entsprechendem Wetter absolut stressfrei die Messe besuchen und sich einen Tag lang dem Fliegervirus hingeben. Diese Reise ist absolut empfehlenswert und ich empfehle jedem, der eine Pilotenlizenz hat, den Trip mal zu machen! Ich jedenfalls hoffe, auch nächstes Jahr wieder an die Aero fliegen zu können! Wer kommt mit?
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